Durch die Überschwemmungsgebiete

Unser zweiter Grüner Spaziergang: Buchenbach mit mehr als 20 Interessierten führte uns bei trüben, aber weitgehend trockenen Wetter von Rettersburg zum Erlenhof. Dabei waren viele, die direkt aus Berglen kamen und bereits auf den Rest unserer Gruppe in Rettersburg warteten, die mit der Buslinie 337 aus Winnenden anreiste. Ganz besonders froh waren wir über die Unterstützung durch unsere Bundestagskandidatin Anne Kowatsch, die mit ihrem Sohn mitwanderte, und durch unseren Landtagsabgeordneten Ralf Nentwich, dessen Wahlkreis die Berglen sind. Unserer Wanderung schloss sich auch Susanne Reichart von der SPD-Fraktion im Gemeinderat in Berglen an, was uns sehr gefreut hat. Der Schutz unserer Gewässer gelingt nur mit einem breiten gesellschaftlichen Bündnis vieler engagierter Menschen.

Unsere Route umfasste dieses Mal nur knappe 4 km, mit vielen Pausen für Gespräche und einem Besuch im Heimatmuseum von Berglen waren wir dennoch mehr als 3 Stunden unterwegs und beendeten unseren Spaziergang kurz nach 18 Uhr. Umso länger war die anschließende Einkehr im Schützenhaus in Ödernhardt und die letzten traten erst mit der Abenddämmerung den Rückweg an.

Nach einer kleinen Vorstellungsrunde verließen wir Rettersburg über einen schmalen Fuß- und Radweg in Richtung Oppelsbohm und machten bereits nach wenigen Metern unseren ersten Halt. Hier fließt das Heutalbächle in den Buchenbach. Sehr schön zu sehen ist wie die dicken Wurzeln alter Erlen in den kleinen Bachlauf ragen und mit diesen Strukturen wertvolle Lebensräume für Kleinstlebewesen bieten. In der Vergangenheit wurden Ufer gerne mit Mauerwerken gesichert. Man hat im Laufe der Jahre jedoch dazu gelernt und sichert die Ufer heutzutage vermehrt mit standortgerechten Bäumen, die viele positive Effekte auf die ökologischen Prozesse haben.

Wurzeln im Bachlauf des Heutalbächles
Diskussion zu ökologische Prozessen unserer Gewässer

Die Selbstreinigungskraft unserer Gewässer wiederherzustellen dient nicht nur der Natur, sie senkt auch die langfristigen Kosten für die Aufbereitung von Trink- und Brauchwasser.

Überschwemmungsgebiete entlang des Buchenbachs (Quelle LUBW: https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/q/4dgYek67CE4cEgyn9h86tV)

Ein aktuelles und sehr wichtiges Thema für unseren zweiten Spaziergang war diesmal der Hochwasserschutz. Oben ist die Karte der Überschwemmungsgebiete der Landesanstalt für Umwelt in Baden-Württemberg eingeblendet. An dieser Stelle kann man unserer GRÜN-geführten Landesregierung ein großes Lob aussprechen. Nach den schlimmen Hochwasserschäden vor 5 Jahren wurde akribisch an einer Verbesserung des Hochwasserschutzes bei uns gearbeitet. Seit 2019 gibt es in Baden-Württemberg einen Leitfaden zum kommunalen Starkregenrisikomanagement. Mit diesem Leitfaden und einer Vielzahl an zur Verfügung gestellten Daten werden die Kommunen in die Lage versetzt eine Analyse der Überflutungsgefährdung durchzuführen, die Gefährdung und das Schadenspotential der Infrastruktur abzuschätzen und daraus das Risiko für Überflutungen zu ermitteln. Anhand dieser Analyse sollen dann entsprechende Handlungskonzepte auf kommunaler Ebene erarbeitet werden.

Unscheinbar wirkende Heuballen wie diese können im Fall eines Hochwassers zu einer echten Gefahr werden, daher werden sie in der Strategie zur Hochwasservermeidung explizit benannt. Werden diese weggeschwemmt, können sie im späteren Verlauf an Brücken und Kanälen hängenbleiben und in besiedelten Gebieten zu Überschwemmungen mit hohem Schadenspotential führen.

Die kommunale Planung ist aber nur ein Aspekt des Hochwasserschutzes. Jedes Jahr werden ca. 80 Millionen Euro in Baden-Württemberg für den technisch-infrastrukturellen Hochwasserschutz ausgegeben. Hochwasserschutz darf aber nicht nur technisch gesehen werden und man spürt, dass mit grüner Politik ein Umdenken stattfindet. Natürliche Retentionsflächen auch an kleinen Zuflüssen auszuweisen oder wiederherzustellen kann den Druck auf die großen Wasseradern mindern. Die Fließgewässer in Baden-Würrtemberg bestehen aus einem Netz von mehr als 50000 Kilometern, das man nicht punktuell betrachten darf sondern als vernetztes Gesamtgebilde sehen muss. Mit dem 10-Punkte-Programm zur Verringerung der Hochwasserrisiken hat sich die Landesregierung das Ziel gesetzt neue Risiken zu verhindern, bestehende Risiken zu reduzieren und nachteilige Folgen während eines Hochwassers und danach zu verringern.

Schäden wird man nicht vollständig verhindern können und Starkregenereignisse werden mit den klimatischen Veränderungen zunehmen. In diesem Jahr ist Baden-Württemberg bisher weitgehend von Hochwasser verschont geblieben, ob die durchdachten Strategien helfen, wenn uns ähnliche Regenmengen in kurzer Zeit treffen wie es in Nordrhein-Westfalen der Fall war, wird sich zeigen. Das Thema wird auf Landesebene inzwischen jedenfalls sehr ernst genommen.

Auf ein weiteres aktuelles Thema aus den Berglen weist uns im Ortskern von Berglen Susanne Reichart hin. An einem alten schönen Brunnen, der im Schatten schöner Linden liegt, sollen zusätzliche Parkplätze geschaffen werden und zwei Bäume dafür weichen. Was für uns Grüne und besonders für unsere Bundestagskandidatin und Kreisrätin Anne Kowatsch bereits bei der Abstimmung um das zusätzliche Parkdeck im geplanten neuen Landratsamt in Waiblingen wichtig war, ist auch im kleineren Maßstab in Berglen ein Thema, das die Menschen umtreibt.

Altes Handwerk

Nach dem kleinen, aber wichtigen Exkurs zum Hochwassermanagement bei uns in Baden-Württemberg, widmet sich unser Bericht wieder den schönen Seiten des ehrenamtlichen Engagements in den Berglen. Mit Unterstützung der Gemeinde steht gegenüber der Mauritiuskirche das kleine, aber sehr besondere Heimatmuseum der Berglen, das vom Berglener Heimat- und Museumsverein sehr liebevoll gepflegt wird. Die Erinnerung an alte Produktionsweisen im Gedächtnis zu behalten ist gerade in unserer heutigen schnelllebigen Wegwerfgesellschaft ein wichtiges Gut. Vieles wurde in der Vergangenheit sehr nachhaltig hergestellt und es war selbstverständlich, dass man Gegenstände wie Schuhe repariert hat. Mit dem Zusatz „Recht auf Reparatur“ zur Ökodesign-Richtline auf EU-Ebene, die seit diesem Jahr in Kraft ist, versucht man dies in Europa nun gesetzlich wieder zu etablieren. Heute sind es hauptsächlich Elektrogeräte, die uns Sorgen bereiten – für die steigenden Mengen an Textilabfällen gibt es jedoch weiterhin keine echte Lösung. Ein Besuch im Museum lohnt sich. Mehr Infos gibt es auf der Internetseite unter http://www.museum-berglen.de/

Neben den vielen ernsten Themen, die uns politisch beschäftigt haben, hatten wir aber auch ganz viel Spaß auf unserem Spaziergang wie man im Gewölbekeller des Museums mit Anne und Ralf unschwer erkennen kann. So saßen viele von uns noch lange im Schützenhaus von Ödernhardt und diskutierten über Themen, die in den Berglen von Bedeutung sind.

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2 Kommentare

  1. wieder ein interessanter spaziergang, gut geplant, von rolf klasse durchs museum geführt und dann dieser gekonnte bericht mit wichtigen grünen themen! gratulation!

    1. Danke, Martin. Ich war ganz beeindruckt wie liebevoll sich um die Berglener Geschichte gekümmert wird. Freue mich auf die nächste Etappe.