Schutz und Pflege

Die letzte Etappe ist landschaftlich einer der schönsten Naturräume in unserer Gegend und neben dem Quellgebiet der noch am ehesten als naturbelassen zu bezeichnende Abschnitt des Buchenbachs. Wie alle unsere Wanderungen entlang des Buchenbachs nutzen wir auch hier den ÖPNV um zu unserem Startpunkt in Weiler zum Stein zu gelangen. Mit der Buslinie 334 kommt man bequem zur Bushaltestelle „Gollenhofer Straße“, von dort geht es über eine kleine Fußgängerbrücke auf den Feldweg zum alten Steinbruch auf dem Gelände der Fa. Klöpfer, der inzwischen renaturiert ist. Hier stößt auch ein sehr gut informierter Bürger zu uns, der sich als Anwohner schon seit vielen, vielen Jahren mit dem besonders schützenswerten Naturraum beschäftigt und mit seinem umfangreichen Erfahrungsschatz wertvolle Informationen für unsere Betrachtung liefert.

Ökologische Ausgleichsmaßnahme, der Bach teilt sich
Das alte Bachbett liegt trocken

Schon nach wenigen Metern stoßen wir auf eine ökologische Ausgleichsmaßnahme: Große Steine schaffen eine Insel zwischen zwei Bacharmen. Sie sollen dafür sorgen, dass das Wasser die beiden Arme speist. Doch schon wenige Jahre nach Umsetzung der Maßnahme haben sich einige der Steine gelöst und deren Funktion ist nicht mehr gegeben: Das alte Bachbett liegt trocken. Ökologische Maßnahmen müssen in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden und bei Bedarf nachgearbeitet werden. Zwar gibt es nur bei der Umsetzung Ökopunkte, der Erhalt der Funktion der Maßnahmen ist jedoch meist mit wenig Aufwand machbar. Eine Aufgabe, die die Kommunen ernster nehmen sollten.

Renaturierter Steinbruch auf dem Gelände der Fa. Klöpfer

Links vom Bach führt ein kleiner Pfad zum ehemaligen Steinbruch in Weiler zum Stein, der bis Ende des letzten Jahrhunderts noch betrieben wurde. 2005 startete die Fa. Klöpfer die Renaturierung in Zusammenarbeit mit dem NABU. Ein besonderer Naturraum ist seither entstanden, der vielen Arten als Lebensraum dient. Wanderfalken, Eisvögel, Fledermäuse und eine Vielzahl anderer Tiere haben dort ein Zuhause gefunden. Leider bedroht der Mensch auch dieses noch junge Biotop bereits wieder. Jugendliche springen trotz Verbot von den Abbruchkanten, Drohnen kreisen über dem See, Müll durch Parties, Waldtoiletten, Mountainbiker, die wenig Rücksicht auf die Natur nehmen und Hundebesitzerinnen und -besitzer, die weder Respekt vor der Natur noch vor den ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützern zeigen und nicht zuletzt eine Vielzahl an Neophyten und Neozoonen, die die heimischen Arten verdrängen. So sind seit der Renaturierung bereits viele Vogel- und Wildarten wieder verschwunden. Die Nilgans, die hier in diesem Jahr gebrütet hat und auch in der EU-Richtlinie als besonders invasive Art gelistet ist, wurde inzwischen von den Jagdbehörden erlegt wie wir wohlwollend vernehmen. Artenschutz heißt auch unsere heimischen Arten vor eingeschleppten Neozoonen zu schützen. Eine Verpflichtung, der wir in Deutschland nur zögerlich folgen wie man an den großen Beständen in Stuttgart sehen kann.

Zweckverband Abwasserklärwerk Buchenbachtal
Biotop zur Abkühlung des geklärten Wassers

Nach dem Steinbruch geht es vorbei an der bisher dreistufigen Kläranlage „Buchenbachtal“, das im Zweckverband der Gemeinden Leutenbach und Winnenden betrieben wird. Es wurde damals bereits mit der Gemeinde Berglen verhandelt, ob sie sich dem Zweckverband anschließen wolle. Ein Thema, das angesichts des Zustands des Klärwerks im Erlenhof aktuell wieder diskutiert wird. Am äußeren Rand der Kläranlage befindet sich ein kleiner Teich mit Wasserlinsen und Seerosen, der in erster Linie dazu dient, das Wasser vor der Abgabe in den Buchenbach zu kühlen. Ein zweites Biotop wurde mit viel Aufwand gegenüber am Bachrand geschaffen. Allerdings war auch diese Maßnahme nur kurzfristig erfolgreich: das Biotop liegt schon seit Jahren trocken. Dass in den Wintermonaten Pflegemaßnahmen anstehen und viele der an den Bach angrenzenden Bäumen die Fällung droht erkennt man an den schrägen Strichen an den Bäumen. Erfreulich ist hier, dass tote Bäume, die keine Gefahr darstellen, als Totholz und wichtiger Lebensraum für viele Arten erhalten bleiben.

Quelle: Verein CPP-APW (https://www.cpp-apw.com/)

Nach dem Klärwerk beginnt das Naturschutzgebiet „Buchenbachtal“, das sich von hier bis zur Mündung in die Murr erstreckt. Überall sind hier die Folgen der Klimakrise deutlich sichtbar. Während das Absterben nicht standortgerechter Fichten mit denen hier in der Vergangenheit die ehemaligen Weinberge wiederaufgeforstet wurden, wenig Anlass zur Trauer gibt, sind es nun Baumkrankheiten, die viele heimische Bäume im Naturschutzgebiet gefährden. Wie überall an den Bachrändern trifft es die Eschen besonders stark, aber, wie den Managementplänen für das Naturschutzgebiet zu entnehmen ist, ist auch die Schwarzerle durch einen Pilz bedroht. Trotzdem sollte man die Bäume nicht fällen, sondern ihnen die Möglichkeit geben Resistenzen zu entwickeln. Gerade Eschen sind in Deutschland nur daduch zu bewahren.

Augeforsteter Beeich mit schweren Schäden
Naturverjüngung, weitgehend gesund
Schäden am einreihigen Gewässersaum

Doch es gibt auch Hoffnung. Bereiche, die nicht künstlich aufgeforstet wurden, sondern durch Naturverjüngung entstanden sind, zeigen sich trotz der klimatischen Veränderungen recht robust gegenüber Krankheiten. Naturschutzgebiete, die wenig durch menschliche Einflüsse belastet sind, sind auch ein wichtiges Instrument um die Anpassungsfähigkeit unserer Natur zu erforschen und wichtige Rückschlüsse für bewirtschaftete Bereiche zu ziehen. Für die Artenvielfalt ist es wichtig, dass gerade im Naturschutzgebiet die Gewässerränder einen besonderen Schutz erhalten und die 10m-Regelung konsequent durchgesetzt wird. Eigentlich wurde schon seit Jahren die Ausweitung des Galeriewalds zu einem zweireihigen Bewuchs geplant und auch in den neuen Managementplänen ist diese Maßnahme wieder enthalten, es ist aber noch nicht erkennbar, dass dieses Ziel auch tatsächlich verfolgt wird.

Brücke für den landwirtschaftlichen Verkehr

Das Naturschutzgebiet ist aber an vielen Stellen auch von der landwirtschaftlicher Nutzung geprägt. Viele Biotoptypen benötigen auch andauernde Pflege. Für diese Flächen erhalten die landwirtschaftlich Tätigen Ausgleichszahlungen aus dem Programm FAKT des Landes. Den häufigsten, bewirtschafteten Lebensraumtyp stellen im Gebiet magere Flachlandmähwiesen dar. Dafür erhalten die Landwirte Ausgleichsleistungen von bis zu 280 Euro / Hektar und nochmal 50 Euro / Hektar bei Balkenschnitt, da es sich um FFH-Grünland handelt. Unter der GRÜN geführten ersten Legislaturperiode wurde das bisherige Programm MEKA von FAKT abgelöst. Damit wurde die Ausgleichszahlung gegenüber MEKA um 130 Euro / Hektar erhöht. Hilfe, die die Situation der Landwirtschaft innerhalb dieser Gebiete direkt verbessert.

Neumühle bei Wolfssölden

Im weiteren Verlauf wird der Buchenbach auch wasserwirtschaftlich genutzt. Die Neumühle betreibt ein kleines Wasserwerk mit 10 KW-Leistung, das durch einen alten Mühlkanal gespeist wird. Nur wenige Meter weiter befindet sich eine der größten Gefahren für den Buchenbach und das Naturschutzgebiet. Ein sehr in die Jahre gekommenes, zweistufiges Klärwerk, das bereits vor einigen Jahren bei einem Hochwasser mit Sandsäcken gerade noch geschützt werden konnte um eine ökologische Katastrophe zu verhindern. Es wird von der SÜWAG betrieben und klärt die Abwässer von Wolfsölden.

Vor einigen Jahren hat es hier bei dem Hochwasser, das auch für das nahe Klärwerk gefährlich wurde, große Abwasserrohre förmlich aus der Erde gerissen, der beinahe alles über das Tal und seine Bewohner weiß. Die Konsequenz ist dieser schön gestaltete, offene Kanal. Da wir in Deutschland sind, natürlich durch entsprechende Beschilderung ausdrücklich für Fußgänger und Radfahrer gesperrt.

Kurz vor der Mündung, die derzeit leider nur aus der Ferne zu betrachten ist, verlassen wir nach einem manchmal beunruhigenden, manchmal auch hoffnungsvollen Weg entlang des wasserreichsten Gewässers unserer Gemeinden – den Buchenbach. Wegen Bauarbeiten an einer Bahntrasse verlassen wir den Weg auf einem kleinen Pfad und suchen uns den Weg zum Bahnhof. Beschilderung sucht man vergebens, aber die Bahngleise und die nahe Pizzeria zu finden, war ein letztes kleines Abenteuer auf unserer erkenntnisreichen und spannenden Reise.

Ganz selten ist er noch so schön wie ihn die Natur geschaffen hat – im Schatten von Buchen.

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