Über das geplante Gartenschaugelände

Zum zweiten Teil unseres Spaziergangs aus der Reihe Grüne Spaziergänge – Zipfelbach wurden wir wieder mit wundervollem Wetter beschenkt. Am Bahnhof trafen wir auf Mitwandernde, auf Freunde und Freundinnnen von uns Grünen, auf Mitglieder von uns. Ganz besonders haben wir uns darüber gefreut, dass mit Karl-Heinz Jaworski und Christoph Mohr die beiden Fraktionsvorsitzenden der ALI Winnenden und der Grünen Fraktion in Schwaikheim dabei waren. Von den Naturschutzverbänden war Horst Schlüter vom NABU Winnenden und Konrad Wiedmann vom Natur und Umweltschutzverein Schwaikheim dabei und gaben uns wieder tolle Einblicke in die heimische Natur.

Unterstützung gab es auch von der damaligen Bewerberin und heutigen Nominierten für die grüne Bundestagskandidatur Anne Kowatsch, die uns mit ihren beiden Kindern begleitete. Außerdem mit dabei: Unsere grüne Kandidatin für die Landtagswahlen 2021 Swantje Sperling.

Schon nach wenigen Schritten, kurz nach der Bahnunterführung blieben wir das erste Mal stehen. Zu unserer linken, viele liebevoll gepflegte Schrebergärten, die nach den Wünschen vieler in der Verwaltung dem neuen Bauhof weichen müssten. Christoph Mohr erklärte detailliert und leidenschaftlich, welche Diskussionen darüber in der Stadt geführt wurden und auch, dass Alternativen nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Teufelsbrunnen

Weiter ging es über einen kaum sichtbaren Trampelpfad entlang des Baches. Die anwesenden Kinder, aber auch die Erwachsenen, waren fasziniert von der kontrastreichen Schönheit der gelbschwarzen Wespenspinne am Wegesrand, die hier sehr häufig sei – wie uns Horst schlüter erklärte. Es sind zwar immer wieder schöne Bilder und malerische Einblicke, aber an einem unserer ersten, kurzen Zwischenhalte zeigen sich die Folgen jahrelanger Dürre, aber auch der gewässergefährdenden, menschlichen Eingriffe der letzten Jahrzehnte: Der Schilft ragt aus ausgetrockneten Biotopen.

Ausgetrocknete Biotope

Nach der Kläranlage in Winnenden zeigt sich das gleiche Bild auch beim Naturdenkmal und FFH-Gebiet Teufelsbrunnen. Wo früher noch Frösche quakten, findet man heute nur noch sehr bachnah Spuren von Wasser. Dieses schützenswerte Gebiet ist bedroht von der Trockenheit. Welche Ursachen dies hat? Sicher, die trockenen Sommer, die Auswirkungen der Klimakrise, die immer sichtbarer werden, tragen Verantwortung, aber auch lokale Probleme schwächen den Bach zusätzlich. Alte Drainagen, die vermutlich das Gebiet entwässern, fehlende Rückhaltestufen, eventuell auch Zerstörungen durch umgestürzte Bäume. Alles Probleme, die hier bei uns vor Ort angegangen und geprüft werden können. Klimaschutz heißt auch Naturschutz.

Blühwiesen im Zipfelbachtal

Vorbei an Blühwiesen, die die Damen der Sportfreunde Schwaikheim auf Initiative von Konrad Maier angelegt haben, an einer Fahrradreparatursäule, die vom Landkreis gefördert wurde, ging es weiter zu einem kleinen, erst kürzlich bewachsenen Gewässerrand hinunter zum Zipfelbach. Der Seitenarm wurde schon als vorgreifende ökologische Ausgleichmaßnahme für neue Baugebiete erstellt, aber den ökologischen Nutzen stellt Konrad Wiedmann, der zweite Vorsitzende des Natur- und Umweltschutzvereins Schwaikheim, durchaus in Frage. Die lange Dürre zeigt sich auch in ihm, er führt kaum Wasser, sei zu tief im Bett versunken, die Bepflanzung sei nicht standortgerecht. Am schwersten wiegt aber sicher die Tatsache, dass dieses kleine Rinnsal nur von einem kleinen Tümpel, der zudem auch für das schöne, naturnahe Erholungsgebiet mit den zwei kleinen Seen am Rande von Schwaikheim die Frischwasserversorgung darstelle, gespeist sei. Dazu wird das Wasser in zunehmend trockeneren Sommern nicht reichen. Ökologische Maßnahmen könnten bei einer besseren Einbindung lokal tätiger Umweltschutzorganisationen sicher besser funktionieren. Bürgerliches Engagement muss proaktiv eingebunden werden und nicht nur mehr oder minder wohlwollend wahrgenommen werden.

Durch das Zentrum ist der Zipfelbach größtenteils ein trauriger Anblick, eingezwängt in ein Betonbett plätschert er beinahe unsichtbar durch die Gemeinde. Bezeichnend der Blick von der Brücke unweit der „Neuen Mitte“, rechts im verdohlten Bachbett, liegt eine verwesende, tote Ratte und zeichnet ein düsteres Bild der verfehlten Stadtentwicklungspolitik der Nachkriegsjahre, deren geschaffenen Wohlstand wir einerseits genießen, andererseits aber von Jahr zu Jahr auch einen Preis bezahlen, der immer teurer wird und das unansehnliche Bild, das der Zipfelbach hier abgibt, ist noch der geringste davon.

Klaus Beisswänger in der Alten Schmiede in Schwaikheim

Da wirkt der Besuch der alten Schmiede, einem Relikt vergangener Zeiten, das von engagierten Ehrenamtlichen weiter betrieben wird, direkt beruhigend. Das dumpfe Füllen und langsame Pusten des riesigen Blasebalgs an der Decke, das manchmal monoton wirkende Klopfen eines alten Schmiedehammers versetzen uns in eine Zeit, die andere Probleme kannte als wir sie heute haben. Hunger, Kindersterblichkeit und nicht zuletzt viele, blutige Kriege vor unseren Türen. Vielleicht ist dieser Blick in die Vergangenheit – eine alte Schmiede, dieses Zeugnis der beginnenden Industrialisierung auch ein Mahnmal dafür, dass wir immer Opfer bringen um drohende Probleme abzuwenden. Die große Aufgabe unserer Generation ist die Klimakrise und sie ist auch der Preis für einen beispiellosen Aufschwung der letzten 75 Jahre. Irgendwann haben wir in diesem Aufschwung einen falschen Weg eingeschlagen und unserer Natur den Atem geraubt, es liegt an uns wieder einen Weg einzuschlagen, der uns und der Natur genügend Raum zum Atmen gibt. Aber welchen Preis werden wir dafür zahlen müssen? Politik heißt in die richtige Richtung steuern, für die großen Probleme gibt es selten Patentlösungen, sondern viele, kleine Schritte.

Unsere Bundestagskandidatin Anne Kowatsch

Eine alte Schmiede ist aber nicht nur ein Mahnmal, sie ist gelebtes Kulturgut unserer Heimat. Und mit welcher Freude und mit welchem Engagement dies von den Ehrenamtlichen rund um Klaus Beisswänger, der uns viele interessante Details und spannende Anekdoten erzählte, betrieben wird – nicht nur um Erinnerung zu sein, auch um Wissen weiterzuvermitteln – und ganz profan auch von einem Nachbar etwas zu reparieren für das es schon lange keine Ersatzteile mehr gibt, verdient viel Respekt und auch Dank. Ein spannender, lehrreicher und rundum gelungener Abschluss eines wechselhaften Spaziergangs, der uns besorgte, aber gleichzeitig auch Mut gab für mehr Ökologie einzustehen. Wir haben eine schützenswerte Heimat und eine wechselhafte Geschichte, die wir nicht nur erhalten, sondern auch pflegen sollten.

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