Auf schmalen Pfaden

Mit einer landschaftlich sehr eindrucksvollen Etappe sind wir in unsere Buchenbachspaziergänge gestartet. Mit 15 Teilnehmenden aus Winnenden, Schwaikheim, Leutenbach und den Berglen in allen Altersklassen – von der Grünen Jugend bis zu Grünen aus der Gründungszeit unserer Partei – haben wir den Oberlauf des Buchenbachs und sein Quellgebiet auf einer Strecke von 9 km bewandert. Tatkräftige Unterstützung gab es dabei von unserer direkt gewählten Landtagsabgeordneten Swantje Sperling, die uns begleitet und auch in der Organisation geholfen hat.

Route

Treffpunkt war der Bahnhof Winnenden, denn viele der Naturschönheiten in unserem Ortsverband lassen sich bequem mit dem ÖPNV erreichen. Von dort ging es mit dem Linienbus 337 über Bürg zum Stöckenhof, wo die Teilnehmenden aus Berglen zu uns stießen. Mit dabei war auch Martin Schupp aus dem Vorstand des BUND in Berglen.

Grün wirkt. Novellierung des Wasserrechts

Die Einführung in die Buchenbachspaziergänge gab unser Vorsitzender Daniel Baier. In Zeiten eines sich rasch verändernden Klimas stellte er die Bedeutung unserer Gewässer für die Anpassung an die veränderten Bedingungen heraus und erläuterte nationale und internationale Projekte zur Sensibilisierung des Themas „Wasser“. Derzeit ist die UN-Dekade „Wasser“, die erste Bürgerbeteiligung zum großen Sensibilisierungs- und Arbeitsprojekt zum Thema „Wasser“ auf nationaler Ebene ist mit dem Dialog Wasser abgeschlossen und geht jetzt in die nächste Phase. In Baden-Würrtemberg haben wir in unserer ersten Grünen Legislaturperiode von 2011 – 2016 mit der Novellierung des Wasserrechts, das zum Beispiel den Einsatz von Pestiziden und Düngung innerhalb der Gewässerrandzonen verbietet, das wohl fortschrittlichste Wasserrecht in Deutschland.

Der Weg vom Stöckenhof zum Naturschutzgebiet Sommerrain führte durch den Wald am Hang über Allmersbach im Tal. Berglen ist eine der waldreichsten Gemeinden in Baden-Württemberg. Wir kamen dabei an erst kürzlich gerohdeten Flächen vorbei, an denen die Trockenheit der letzten Jahre nicht spurlos vorüber gegangen ist und diese Maßnahmen erforderte. Mit den ehrgeizigen Zielen im Koalitionsvertrag möchten wir in den kommenden Legislaturperioden 3% der Wälder in Baden-Württemberg als Bannwälder ausweisen und 10% der Flächen unter Prozessionsschutz stellen. Das bedeutet, dass diese Wälder nicht aufgeforstet werden, sondern sich trotz forstwirtschaftlicher Nutzung weitgehend alleine entwickeln können. Ein wichtiges Stichwort dabei ist Naturverjüngung. Kurz nach dem Naturgebiet findet man auch eine Fläche, die im Rahmen des Projektes „Zukunft schenken“ von Radio Antenne 1 wiederaufgeforstet wird.

Unser Weg führt durch das Naturschutzgebiet Sommerrain, das aufgrund seiner geologischen Beschaffenheit durch den Abbau der Mergelschicht, ein Gestein, das seit Jahrhunderten zur Bodenverbesserung für die Landwirtschaft genutzt wird, zu einem wertvollen Biotop für viele geschützte Pflanzen geworden ist. Besonders herauszuheben sind dabei die vielen einheimischen Orchideenarten. Es ist bereits seit 1960 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und wird von vielen Ehrenamtlichen gepflegt. Zunehmend sind aber auch hier Probleme durch den hohen Besucherdruck zu spüren.

Weg ins Naturschutzgebiet. Radfahren verboten!

Trotz der eigentlich nicht zu übersehenden Beschilderung sieht man im feuchten Boden deutlich die Spuren von Mountainbikern, die mit diesem rücksichtlosen Verhalten die einzigartige Flora in diesem Gebiet gefährden und die vielen umsichtigen und rücksichtsvollen Radfahrenden, die diese besonderen Orte respektieren, diskreditieren. Radfahren in unserer schönen Natur ist ein tolles Hobby, aber es gibt einige Bereiche, die aus gutem Grund tabu sind und respektiert werden sollten.

Mit einem gefällten Baum wurde der Weg auf die besonders schützenswerte Orchideenwiese versperrt. Für Radfahrende ein echtes Hindernis und für uns Wandernde ein willkommenes kleines Abenteuer.

Weiter ging es auf der ehemaligen Salzstraße von Schwäbisch Gmünd nach Canstatt auf der Königsbronner Höhe, die einen schönen Panoramablick auf den schwäbisch-fränkischen Wald und das obere Buchenbachtal bietet. Hier liegt das Quellgebiet des Buchenbachs, der ein Einzugsgebiet von 62km² und eine Länge von 23km hat.

Blick von der Königsbronner Höhe ins bewaldete, obere Buchenbachtal

Über breite Wege entlang von Streuobstwiesen, Feldern und Futterwiesen ging es wieder in den Königsbronner Wald über den Wasserlochweg zum Pionierweg, der sich entlang der einzelnen Klingen, die von den kleinen Quellen in vielen Jahrtausenden in den Waldboden gegraben wurden, zum offiziellen Ursprung des Buchenbachs schlängelt. Viele der Quellen sind gefasst und entwässern durch Drainagen die Futterwiesen überhalb des Waldgebiets, die dem Boden daduch wertvolle Versickerungsflächen entziehen. 11% der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland verfügen über Drainagesysteme, eine Maßnahme, die aufgrund immer längerer Trockenperioden zunehmend kritisch gesehen wird.

Während der Pionierweg ein schmaler Fußpfad ist, geht es nach dem Abstieg am Blockhaus wieder zurück auf die bequemen Wirtschaftswege, die uns zum offiziellen Buchenbachursprung führen. Einige unserer Gruppe hatten schon schwere Füße und so kam die kurze Pause auf dem schön gestalteten Rastplatz gerade recht. An diesem Punkt hat der Bach eine gewisse Größe erreicht, weil hier schon einige größere Quellbäche zusammengelaufen sind.

Die Wasserqualität sei dort sehr gut wie uns Martin Schupp eindrücklich anhand von Kleinstlebewesen unter im Bach liegenden Steinen erklärte. Ihr Vorkommen weist auf eine gute Wasserqualität hin.

Leider ist direkt an diesem publikumswirksamen Platz eine der ökologischen Sünden der Vergangenheit deutlich zu sehen, wenn man die Stufen zum Bach hinuntergeht. Ein Querriegel mit einer hohen Sturzkante zum Rohr verhindert die Durchlässigkeit für Wasserlebewesen. Im weiteren Verlauf bei einem eigentlich unnötigen Übergang über den Buchenbach mit einer Verrohrung und einem tiefen Sturz ist dies ebenfalls zu sehen.

Zwischen den beiden Wanderungshindernissen wurde in den letzten Jahren bei der Erneuerung eines Übergangs mit einem breiten mit Sedimentboden gefülltem Brückenübergang bereits ein Wanderungshindernis beseitigt, das damit eine vorbildliche Renaturierungsmaßnahme darstellt. Dafür gibt es von uns einen Daumen hoch für die Kommune, aber es gibt noch einiges zu tun.

Neubaugebiet Hanfäcker in Rettersburg

Der letzte Teil unserer Wanderung führt uns an Fischteichen vorbei während im Hintergrund die Neubauten am Rande von Rettersburg schimmern, die viele unserer Gruppe sehr kritisch sehen. Frieder John brachte die Idee eines Rückhaltebeckens für den Oberen Buchenbach ins Spiel, der auch für die Naherholung genutzt werden könnte. Mit vielen Eindrücken im Gepäck ließen wir die erste Etappe unseres Grünen Spaziergangs: Buchenbach im Biergarten Göckele gemütlich ausklingen. Der Rückweg erfolgte wieder ganz bequem mit dem Bus von Rettersburg zurück nach Winnenden.

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4 Kommentare

  1. gut gemacht: Inhalte, Strecke und eine nette Gruppe!
    Man muss ja erst mal auf so eine Idee kommen, ganze Gewässer zu bewandern – das gefällt mir.