Grüne Waldspaziergänge I – Funktion und Nutzung

Bei besten frühsommerlichen Temperaturen führte uns der erste unserer Grünen Waldspaziergänge durch das schöne Berglen. Berglen ist mit beinahe 500 Hektar Wald die waldreichste Gemeinde in unserem Ortsverband.

Blick vom Waldrand nach Hößlinswart

Wie bei unseren Wanderungen üblich erreichten wir unseren Ausgangspunkt in der Ortschaft Hößlinswart bequem mit dem Bus und an der Endhaltestelle warteten bereits einige Gäste auf uns. Ganz besonders haben wir uns über die Begleitung durch unsere Landtagsabgeordnete Swantje Sperling und ihren Hund Frieder gefreut, Ralf Nentwich war dieses Mal leider verhindert. Spontan hatte sich uns auch Herr Graß, der Revierförster für das Gebiet, angeschlossen und lieferte uns tolle Einblicke in den Berglener Wald und die Arbeit eines Revierförsters. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bedanken.

Gehölzgarten in Berglen

Schon nach weniger als einem Kilometer erreichten wir ein besonders Kleinod in den Berglen, den Gehölzgarten, der von der örtlichen BUND-Gruppe liebevoll gepflegt wird und ein tolles Beispiel für ehrenamtliches Engagement bei der Sensibilisierung und Information für alle Menschen, die den Wald besuchen, ist.

Der erste Temin unserer Spaziergänge beschäftigte sich mit den Funktionen des Waldes und mit Nutzungskonflikten, die hier auftreten können. Grundsätzlich klassifiziert man den Wald in drei Arten der Nutzung: Der Nutzfunktion, der Schutzfunktion und der Erholungsfunktion.

Holz hat eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung und ist ein entscheidender Faktor für eine nachhaltigere Lebensform. Das geplante, neue Stadtviertel in Winnenden, das im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2027 erstellt werden soll, setzt in ersten Entwürfen beispielsweise konsequent auf Holz als Baustoff. Herr Graß erklärte uns dabei, dass gerade die energetische Verwendung bei der Holzverwertung in der Rangliste weit unten agiere. Verbautes Holz speichert weiterhin das im Holz gebundene CO², daher strebt man in der Forstwirtschaft nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen diese höherwertige Verwendung eines so vielseitigen natürlichen Rohstoffs an.

Waldbiotope rund um Hößlinswart

Die Schutzfunktion dient nicht nur dem Schutz des Waldes, er dient in vielerlei Hinsicht auch den Menschen. Es gibt Bodenschutzwälder, die Gebiete vor Erosion und anderen Umwelteinflüssen schützen. Es gibt Wasserschutzwälder, die der Sicherung unsers Grundwassers dienen, aber auch Klimaschutzwälder, die nicht in erster Linie das Klima des Planeten schützen, sondern entscheidend für das Mikroklima unserer Umgebung sind und daher oft in urbanen Bereichen ausgewiesen werden.

Doch auch der Wald und seine Bewohner müssen geschützt werden, daher werden besonders artenreiche oder für den Biotopverbund bedeutende Flächen als Waldbiotope ausgewiesen, die einen besonderen rechtlichen Schutzstatus genießen. Zur Erfassung dieser wichtigen Flächen und der Funktionen werden in regelmäßigen Abständen Kartierungen durchgeführt.

Spaziergänger, Wanderer, Fahrräder, Mountainbiker – der Wald wird vielseitig genutzt

Die überwiegende Form der Nutzung unserer Wälder und auch die für die meisten Menschen wichtigste ist ihre Erholungsfunktion. In ihr finden wir auch die meisten Nutzungskonflikte, die im Gegensatz zu einigen unlösbaren Konflikten, die man in der Forstwissenschaft und Forstpolitik kennt, lösbar erscheinen. Mit der Legalisierung einiger schmaler Trails für Mountainbikes versucht man im Rems-Murr-Kreis mit einem Projekt, das sich das Ziel „Lenkung durch Angebot“ gesetzt hat, den gerade in der Pandemie nochmals verstärkten Besucherdruck auf unsere Wälder zu verringern und einen Kompromiss zu finden, der die die Belange von Forstwirtschaft, Naturschutz, Jagd, Wandernden und Radfahrenden berücksichtigt. Ein Umstand, der auch Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden hat.

Wir werden Kommunen und Destinationen bei Besucherlenkungsmaßnahmen unterstützen. Wir werden sensible Bereiche im Wald bewahren und zugleich Menschen ermöglichen, auch mit dem Rad den Wald zu erleben. Mountainbikerinnen und Mountainbiker sollen die Möglichkeit haben, auf dafür ausgewiesenen Wegen ihren Sport auszuüben.

Koalitionsvertrag Grüne / CDU BW, Seite 118: https://www.gruene-bw.de/wp-content/uploads/2021/06/Jetzt-fuer-morgen-Der-Erneuerungsvertrag-fuer-Baden-Wuerttemberg-gruen-schwarze-Koalition-2021-2026.pdf

Am Ende unseres Spaziergangs besuchten wir noch einen besonderen Ort, einen Aufenthaltsbereich des Waldkindergartens der Berglen, dem ersten Waldkindergarten Baden-Württembergs.

Nach einer kleinen Stärkung im Schützenhaus in Ödernhardt ging es im Abendlicht entlang des Buchenbachs zurück nach Winnenden.

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