Kommunale Wärmeplanung und Wärmewende

Mit 20 Teilnehmenden stieß unsere OV-Versammlung mit dem Schwerpunkt Wärmewende auf großes Interesse bei unseren Mitgliedern und interessierten Gästen. Für unseren Austausch zu diesem vor allem auf Bundesebene kontrovers diskutiertem Thema durften wir im Restaurant „Altes Rathaus“ in Leutenbach vor Ort Katharina Zimmer und – live über das Grüne Konferenztool zugeschalten – Jörg Dengler von der LAG Energie begrüßen. Somit war diese Versammlung die erste Hybridversammlung unseres Ortsverbands, ein Format, das wir gerne wieder nutzen möchten. Die Landesarbeitsgemeinschaft Energie besteht aus engagierten Menschen, die die Energie- und die Stoffwirtschaft als einen Schwerpunkt grüner Politik betrachten.

Los ging unsere Versammlung mit der kommunalen Wärmeplanung bei uns vor Ort – in Winnenden, Schwaikheim und Leutenbach. Unsere Vorsitzenden Jasmin Gehrke und Daniel Baier hatten zu diesem Thema bereits im Vorfeld ein längeres Gespräch mit den für die Wärmewende entscheidenen Akteuren auf kommunaler Ebene. Mit dabei waren Roland Rauleder, der Beauftragte für Klimaschutz der Stadt Winnenden, Markus Schlecht, Amtsleiter des Stadtentwicklungsamt in Winnenden, und der Geschäftsführer der Stadtwerke Martin Häfele. Über dieses Gespräch und den Stand der Kommunalen Wärmeplanung informierte unser Vorsitzender Daniel Baier.

Die wichtigste Botschaft zuerst war, dass die kommunale Wärmeplanung voraussichtlich im November diesen Jahres abgeschlossen sein wird. Für die Stadt Winnenden ist dies eine Pflichtaufgabe aus dem Anfang des Jahres zuletzt aktualisierten Klimagesetz, das eine echte Vorreiterrolle in Deutschland und darüber hinaus, innehat. Für die Gemeinden Leutenbach und Schwaikheim, ist es noch keine Pflicht, da diese nur für Kommunen über 20.000 Einwohner gilt. Umso mehr freut es uns als Ortsverband, dass sich sowohl Schwaikheim als auch Leutenbach freiwillig an der Kommunalen Wärmeplanung beteiligen. Eine fertiggestellte Wärmeplanung gibt den Bürgerinnen und Bürgern Planungssicherheit zur Auswahl eines geeigneten Systems, wenn sie eine neue Heizung installieren möchten und ist daher besonders wichtig für all jene, die sich jetzt Gedanken machen, wie sie in Zukunft heizen möchten. Doch welche Schritte umfasst denn die Kommunale Wärmeplanung überhaupt?

  • Bestandsanalyse
    Wie wird bei uns geheizt?
  • Potentialanalyse
    Welche Potentiale hat es bei uns für eine klimaneutrale Wärmeversorgung?
  • Erarbeitung Zielszenario
    Wie wird sich der Wärmebedarf entwickeln und mit welchem Szenario ist eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2040 möglich?
  • Wärmewendestrategie
    Welches Zwischenziel möchten unsere Gemeinden 2030 erreicht haben und mit welchen konkreten Maßnahmen strebt man die Klimaneutralität bei der Wärmeversorgung bis 2040 an?

Durch die Weitsicht der GRÜN-geführten Landesregierung werden die meisten Gemeinden über 20.000 Einwohner bis Ende des Jahres also genau wissen, wie in ihren Gemeinden geheizt wird und können die Bürgerinnen und Bürger darüber informieren, ob sie zum Beispiel in einem Plangebiet zum Ausbau der Fernwärmeversorgung liegen. Das gibt Planungssicherheit für eine Investition, die im Regelfall nur einmal in 20-30 Jahren getätigt wird. Auch wenn in der Koalition auf Bundesebende ein Kompromiss erzielt wurde, das den Einbau fossil betriebener Heizungen noch länger ermöglicht, kann man angesichts der zu erwartenden langfristigen Preissteigerungen durch den Zertifikatehandel nur dazu raten beim Heizungskauf auf einen hohen Anteil erneuerbarer Energien zu setzen.

Mit einem Anteil von ca. 15% der durch Fernwärme beheizten Wohngebäude erzielt Winnenden schon einen guten Wert, der jedoch in den kommenden Jahren stetig erhöht werden soll. Ob man selbst in einem Gebiet liegt, das in der strategischen Wärmeplanung für den Fernwärme-Ausbau geeignet ist, wird Ende des Jahres feststehen. Um den Ausbau auch für die Stadtwerke wirtschaftlich zu gestalten, ist es wichtig, dass viele Haus- und Wohnungseigentümer*innen frühzeitig ihr Interesse an einer Fernwärmeversorgung anmelden. Das hilft dabei, den Fernwärmeausbau einerseits zu beschleunigen und andererseits auch den Stadtwerken einen klaren Indikator darüber zu geben, ob der Ausbau rentabel sein wird. Natürlich ist die Fernwärme in Winnenden nicht klimaneutral, sondern wird zu einem großen Teil noch über Gas erzeugt. Durch die Zentralisierung der Wärmeversorgung kann aber der Umstieg auf klimaneutrale Technologien später zentral an einem Punkt stattfinden statt jedes einzelne Haus einzeln nachzurüsten.

Aber auch für alle, die absehbar nicht an das Fernwärmenetz angeschlossen sind, gibt die kommunale Wärmeplanung Sicherheit. Denn so wissen sie, dass der Einbau einer anderen Heizung Sinn macht. Welche dies sein soll, wird man im Einzelfall entscheiden. Viele Gebiete in Winnenden eignen sich zum Beispiel zur Nutzung von Erdwärme in einer Tiefe von bis zu 100m. Dazu sollte man aber mit den Zuständigen der Stadt und ggf. einem Energieberater sprechen um im jeweiligen Einzelfall eine potentielle Nutzung von Geothermie (z.B. über eine Erdwärmepumpe) zu erörtern.

Als Grüne kritisieren wir immer wieder die schleppende Umsetzung vieler Klimaschutzmaßnahmen, bei der kommunalen Wärmeplanung ist die Stadt Winnenden – gemeinsam mit Leutenbach und Schwaikheim – auf dem richtigen Weg. Dafür gibt es auch einmal ein Lob von uns.

Anbei die Präsentation der Stadt Winnenden zum Austausch mit uns und detaillierten Informationen zum Stand der kommunalen Wärmeplanung in Winnenden.

Die kommunale Wärmeplanung in Winnenden war auch die perfekte Überleitung zum Impulsvortrag von Katharina Zimmer. Sie studiert Energietechnik im Master an der Uni Stuttgart und beschäftigt sich dabei besonders mit der Wärmewende. In einer kurzweiligen Einführung informierte sie uns zum Stand der Energiewende und welche Rolle dabei das Thema Wärmewende einnimmt. Rund 18% des jährlichen CO2-Ausstoßes wird durch die beiden Bereiche „Kühlen“ und „Heizen“ ausgestoßen. Dabei weist sie auf drei Nachhaltigkeitsstragien hin, die beim Umstieg auf klimaneutrales Heizen wichtig sind:

  • Effizenz
    Weniger Energieverbrauch bei gleichem Nutzen
  • Konsistenz
    Ersetzen von fossilen durch erneuerbare Energien
  • Suffizienz
    Energieverbrauch verringern

Im Anschluss an die Einführung von Katharina, stellte sich der Physiker und Politikwissenschaftler Jörg Dengler, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Energie von uns Grünen auf Landesbene, vor. Beruflich forscht er am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg an der effizienten und regenerativen Wärme- und Kälte-Versorgung von Gebäuden. Seine Heimatstadt Freiburg war zudem auch Pilotgemeinde bei der kommunalen Wärmeplanung und er stellte uns den Ablauf vor. So zeigte sich in seinem Vortrag sehr deutlich, dass die kommunale Wärmeplanung zwar Grundlage ist, die eigentliche energetische Umstellung der Heizungssysteme oft vielfältig ist. So können dies je nach Erfordernis verschiedene Energieträger sein, die zukünftig zum Heizen verwendet werden sollen. Dabei wird auch Biomasse eine Rolle spielen. Jörg stellte aber klar, dass dies keine Lösung für viele, sondern allenfalls eine ergänzende Maßnahme im Einzelfall sein kann. Bereits heute ist die energetische Nutzung von Holz als Energieträger so weit ausgenutzt, dass man diesen Ertrag maximal verdoppeln kann ohne auf Holz-Importe angewiesen zu sein, die oft zu Zerstörungen sensibler Waldbereiche in den Ursprungsländern führen. Energiewende bedeutet auch Abhängigkeiten zu verringern. Bei uns im Ortsverband wurde das Thema „Heizen mit Holz“ kontrovers diskutiert.

Trotz einer nicht optimalen Internet-Verbindung über das Mobilnetz hat die Online-Einbindung von Jörg bei unserer Versammlung gut geklappt, so dass wir auch in Zukunft wieder hybride Formate nutzen möchten. Wer von Euch Lust bekommen hat an inhaltlicher Arbeit in der LAG Energie: Einfach in die Mailingliste der LAG eintragen und mithelfen, dass wir die richtigen Lösungen gemeinsam entwickeln: https://lag.gruene-bw.de/sympa/subscribe/energie

Als vorletzten Tagesordnungspunkt haben wir uns mit dem „Volksantrag: Ländle leben lassen“ beschäftigt. So hatte sich bereits die CDU-FDP-Koalition das Ziel der „Netto-Null“ in ihrer Regierungszeit gesetzt, der Flächenverbrauch blieb dagegen bis zur nächsten Legislaturperiode auf einem hohen Niveau. Auch die Grün-geführten Landesregierungen konnten den Flächenverbrauch mit Schwankungen zwar etwas niedriger halten, aber er war dennoch auf einem hohen Niveau. So werden in Baden-Württemberg täglich ca. 6 Hektar Siedlungs- und Verkehrsfläche „verbraucht“ – zu einem Großteil sind dies landwirtschaftlich genutzte Flächen (siehe hierzu auch unseren Bericht zu der Veranstaltung zum Bodenschutz mit Prof. Nobel: Bodenschutz).

Zuerst erklärten wir, was so ein „Volksantrag“ ist, welche Teilnehmendenzahlen erforderlich sind und in welcher Form er in der Landersverfassung festgeschrieben ist. Nachdem wir das Thema und die Forderungen der Initiative diskutiert hatten, werden wir darüber noch mit der im Landesparlament zuständigen Sachpolitikerin Cindy Holmberg sprechen. Gerade, weil es ein besonders wichtiges Thema im wachsenden Speckgürtel Stuttgarts ist, ein urgrünes (die Reduzierung des Flächenverbrauchs ist in beinahe allen grünen Wahlprogrammen enthalten) und von einem breit gefächerten Netzwerk unterstütztes, ist es uns ein besonderes Anliegen, dies in aller Gründlichkeit zu prüfen. Wen dieses Thema ebenfalls umtreibt und wer sich darüber intensiveren informieren oder die Initiative unterstützen möchte, kann dies auf den Seiten des Volksantrags tun: https://www.laendle-leben-lassen.de/

Mit ein paar Terminankündigen verabschiedeten wir unsere interessierten Gäste und freuen uns auf unseren nächsten Stammtisch.

Weitere Informationen:

Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg: https://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&query=KlimaSchG+BW&psml=bsbawueprod.psml&max=true&aiz=true

Landesenergieagentur, Details und häufige Fragen zur kommunalen Wärmeplanung: https://www.kea-bw.de/waermewende/wissensportal/27-kommunale-waermeplanung

Geeignete Gebiete für Geothermie: https://isong.lgrb-bw.de/

Landesarbeitsgemeinschaft Energie: https://www.gruene-bw.de/partei/landesarbeitsgemeinschaften/lag-energie/

Volksantrag: https://beteiligungsportal.baden-wuerttemberg.de/de/vorschlagen/volksantrag

Initiative „Ländle leben lassen: https://www.laendle-leben-lassen.de/

Klimaschutzbericht Winnenden: https://www.winnenden.de/start/bauen-umwelt/monitoring-bericht.html

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