Der dritte unserer Grünen Spaziergänge fand dieses Mal in unserer schönen Gemeinde Schwaikheim statt. Den Spaziergang leitete unser Mitglied Ingrid Boegler, die sich schon seit vielen Jahrzehnten für das soziale Miteinander in Schwaikheim einsetzt. Unter anderem war sie viele Jahre für die „Bürger helfen Bürgern“ in Schwaikheim ehrenamtlich aktiv. Als Gründungsmitglied war sie selbst viele Jahre Vorsitzende des Vereins. Bürger helfen Bürgern hat 80 Aktive die sich in der Tagespflege täglich beim Mittagstisch, Freitags und bei der Hausaufgabenbetreuung von Montag bis Donnerstag engagieren, als Lesepaten am Freitag aktiv sind, Walkingtreffs organisieren und Dienstags zum Spielecafe einladen. Mittwochs bieten sie Hilfestellung bei Problemen mit Handy oder Laptop. Mit ihnen lassen sich Paralelltandem-Fahrten nach Bedarf vor allem für ältere Menschen durchführen. Interessierte können sich gerne an den Verein wenden, dessen Vorsitzender seit 2022 Joachim Babenschneider ist. Einen guten Überblick über die vielfältigen sozialen Aktivitäten des Vereins findet man in der Jubiläums-Festschrift „Hand in Hand oder Vom Wert einer Stunde“, die im letzten Jahr erschienen ist. Sie kann über den Verein bezogen werden.
Das Ehrenamt ist daher auch eines unserer Hauptthemen in Schwaikheim. Los ging es aber am Bahnhof in Schwaikheim. Hier wird gerade die Bushaltestelle mit Förderung der Grünen Landesregierung barrierefrei umgestaltet. Ingrid Boegler wies am Bahnhof auf eine weitere wichtige soziale Funktion in der Gemeinde hin, die man oft nicht im Blick hat. In der liebevoll geführten Bahnhofskneipe treffen sich viele Menschen unterschiedlichster Herkunft um gemeinsam Fußball zu schauen oder einfach nur zu reden. Auch Wirtschaftsbetriebe können eine wertvolle soziale Funktion erfüllen und zur Integration von Menschen beitragen. Das langsame Verschwinden dieser Orte vor allem in kleineren Gemeinden bereitet uns große Sorgen, weil damit auch ein sozialer Anker wegfällt und zur zunehmenden Vereinsamung beiträgt.
Zunächst ging unser Spaziergang aber über das Schulzentrum der Gemeinschaftsschule. Hier war schon vor dem Umbau 2013 frühzeitig ein Gebetsraum eingerichtet in der die muslimische Gemeinde ihrer Religionsausübung nachkommen konnte. Inzwischen verfügt die Gemeinde über eine eigene Moschee im Gewerbegebiet.
Im Jahr 2021 ist die Gemeinschaftsschule, die zunächst über zu wenig Anmeldungen verfügte, mit der Stadt Winnenden fusioniert und bietet ca. 600 Schülern Platz. Gerade nach den Corona-Jahren ein immens wichtiges Thema, derer sich das Kultusministerium nach der Übernahme durch Theresia Schopper mit einer umfangreichen Verwaltungsvorschrift angenommen hat. In Schwaikheim nutzen bis zu 200 Schülerinnen und Schüler diese Möglichkeit.
Nach den Pflichtaufgaben, die seitens der Gemeinde erfüllt werden, ging es nun aber hinab in den Ortskern und Ingrid Boegler führte uns durch zahlreiche ehrenamtliche Projekte ohne die das soziale Zusammenleben in Schwaikheim nur schwer vorstellbar wäre. Erster kurzer Halt war „Gerhard’s“ Fahrradgarage. Gemeinsam mit Geflüchteten werden hier Fahrräder wieder für den Straßenverkehr fit gemacht. Mit viel privaten Engagement wird hier Integration und Mobilisierung vorangetrieben. Wer helfen möchte, ist herzlich willkommen. Die Fahrradgarage hat dienstags und donnerstags ab 16 Uhr geöffnet.
Höhepunkt unseres Spaziergangs war der Besuch des Vereins INa e.V., einer außergewöhnlichen Initiative, die ein wichtiger Anker für Menschen aus vielen verschiedenen Ländern ist. Der gemeinnützige Verein INa e.V. wurde im Februar 2005 in Schwaikheim mit dem Ziel gegründet, Kinder und Jugendliche, die aus den verschiedensten Gründen benachteiligt sind, in allen schulischen Belangen zu unterstützen. Neben dieser Hauptzielsetzung hat sich aus dem ursprünglichen Konzept aber schon lange mehr als eine reine Hausaufgabenbetreuung entwickelt. Die Initiative ist Motor für die Integration von Menschen in unsere Gesellschaft. Als wir das Gebäude, das mit privaten Geldern finanziert wurde, betreten, versteht man diese wichtige Funktion sofort. Mehrere Männer unterschiedlicher Herkunft, von Deutschen, Menschen mit Migrationshintergrund bis zu Asylsuchenden, schauen gemeinsam das Spiel des VfB Stuttgart auf Leinwand an. In erster Linie machen nicht Gesetze eine gelungene Integration aus, sondern die Menschen, die sich darum bemühen – Einheimische wie Zugezogene.
Im Gespräch mit Susanne, der Vorsitzenden des Vereins, erfahren wir, dass viele der ehemaligen Schülerinnen und Schüler, die mit Hilfe des Vereins ihren Einstieg ins Berufsleben oder die Aufnahme eines Studiums absolviert haben, nun selbst ehrenamtlich im Verein aktiv sind. Damit hat der Verein auch eine sehr heterogene Alterverteilung ihrer Aktiven. Man sieht ihr bei jedem Wort an, wie viel Herzblut sie in dieses Projekt steckt. Unser Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz Jaworski fragt, wie man den Verein als Gemeinde oder auch im Ehrenamt unterstützen kann. Sie verlangen zwar 75 Euro pro Monat für die Hausaufgabenbetreuung, viele können dies aber nicht bezahlen und werden dennoch vom Verein betreut, daher seien Spenden immer herzlich willkommen.
Ein relativ neues Projekt, das INa e.V. unterstützt, ist eine Zweigstelle des Fairteilers. Dabei geht es darum, die Lebensmittelverschwendung einzudämmen und es richtet sich explizit nicht nur an sozial benachteiligte Menschen, sondern steht allen offen, die sich für einen nachhaltigeren Lebenswandel einsetzen möchten. Ein Konzept, das manchmal auf Verwunderung auslöst. So lange in Deutschland ca. 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll landen, ist aber jeder gefragt diese Verschwendung einzudämmen – ob reich oder arm. Die Stromkosten für den Fairteiler übernimmt INa e.V.. Karl-Heinz Jaworski äußert dabei die Idee die im Freibad abgebaute Photovoltaikanlage dem Verein zur Verfügung zu stellen, womit dann erhebliche Einsparungen verbunden wären und die Energiewende vorangebracht wird. Er wird an diesem Thema dranbleiben und den Kontakt zur Gemeinde und den anderen Fraktionen im Gemeinderat suchen.
Aus den Mitgliedern des Vereins ging im Jahr auch die Initiative Freundeskreis Asyl hervor, die die staatlichen Stellen unterstützen und sich aufopferungsvoll um die Integration von geflüchteten Menschen kümmern. Unterstützt wurden sie dabei auch von Ehrenamtlichen des Vereins Bürger helfen „Bürger helfen Bürgern“, die mit dem Motto: Gemeinsam füreinander da sein vielfältige Projekte rund um das soziale Zusammenleben in Schwaikheim vorangbringen.
Auf dem Weg zu unserem Abschlusspunkt kamen wir am Haus Elim vorbei und nutzten die Gelegenheit um über die Sozialstation Schwaikheim zu sprechen. Der ambulante Pflegedienst der Gemeinde Schwaikheim, bieten Hilfe und Unterstützung bei der Pflege, Versorgung und Beratung insbesondere für unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, aber auch auf andere Menschen, die auf Pflege angewiesen sind.
Den Abschluss bildete ein Besuch beim griechischen Café Melirryton gegenüber vom Rathaus. Hier werden die Gäste mit einer Vielzahl an verschiedenen Süßspeisen verwöhnt. Die vielen Selbstständigen mit Migrationshintergrund sind eine echte Erfolgsgeschichte der Migration. Zwischen 2005 und 2020 stieg die Anzahl an Selbstständigen mit Migrationshintergrund um 40% und hat damit ihren Anteil an allen Selbstständigen von 13 auf 20 % gesteigert, jede vierte Existenzgründung in den vergangenen Jahren ging auf Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte zurück, obwohl ihnen zumeist weniger Investoren-Kapital zur Verfügung steht. Sie bieten derzeit Arbeitsplätze für ca. 2 Millionen Menschen. Eine gelingende Integration ist nicht nur aus humanistischen und gesellschaftlichen Gründen erstrebenswert, sie ist auch aktive Wirtschaftspolitik zur Sicherung unseres Wohlstands.
Weitere Informationen:
INa e.V. https://www.inaev.com/
Sozialstation Schwaikheim: https://www.schwaikheim.de/Sozialstation
Hausaufgabenbetreuung staatlich: https://km-bw.de/site/pbs-bw-km-root/get/documents_E-472834961/KULTUS.Dachmandant/KULTUS/KM-Homepage/VwV_HSL-Richtlinie_2021.pdf
Hausaufgabenbetreuung Schwaikheim: https://www.schwaikheim.de/familie-soziales/Angebote-fuer-Kinder-und-Jugendliche/Hausaufgabenbetreuung
Bürger helfen Bürgern: https://www.bhbschwaikheim.de/
Fairteiler im Rems-Murr-Kreis: https://foodsharing.de/?page=fairteiler&bid=792
