Stattstrand Winnenden

Parking Day und seine Folgen

Im politischen Ehrenamt zu arbeiten ist keine besonders leichte Aufgabe. Es gibt viel zu beachten, unter anderem gibt es ein eigenes Parteiengesetz mit vielen Regularien für die politische Arbeit. Als Vorsitzende hat man nur bedingt Einfluss auf kommunalpolitische Entscheidungen, aber dafür viele Aufgaben. Man muss Veranstaltungen organisieren, Wahlkämpfe gestalten und was wahrscheinlich am wichtigsten ist: Politische Teilhabe ermöglichen und die Kontakte in die richtigen Gremien vermitteln.

Umso schöner ist es, wenn man dabei noch Zeit findet, einen halben Tag Urlaub nimmt und sich für ein Herzensthema einsetzen kann.

Vor etwas mehr als einem Jahr standen unsere beiden Vorsitzenden Jasmin und Daniel friedlich mit einem Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee mit ihren Rädern auf einem Parkplatz um für eine lebenswerte Innenstadt zu demonstrieren. Innerhalb der Höchstparkdauer, ohne jemanden zu gefährden oder zu behindern. Einfach nur um für Spielplätze statt Parkplätze, für Bäume statt Straßenräume zu kämpfen – wohl wissend, dass es noch eine Utopie ist. Ein Zeitungsartikel erschien.

Was dann folgte, war ein Exempel der Verrohung unserer Gesellschaft. Über die sozialen Medien folgten Beleidigungen, Drohungen, Nötigungen, Hass und Hetze. Unzählige Kommentare wurden gelöscht, weil sie strafbaren Inhalt enthielten.

Wir haben keine Anzeige erstattet, wir führen einen Ortsverband im Ehrenamt neben Vollzeitberufen, eine juristische Auseinandersetzung mit Angabe unserer Namen hat uns überfordert und, da sind wir ehrlich, auch Angst vor den Folgen gemacht. Die vorwiegend dem rechten Spektrum zuzuordnenden Kommentierenden schrecken sogar bei einem friedlichen, legalen Protest nicht davor zurück selbst Ehrenamtlichen Angst einzujagen. Bei vielen rechtsextremen Straftaten wurden die Täter – ja, es sind fast immer Männer – vorher in den rechten Blasen der sozialen Medien radikalisiert. Eine konsequente Verfolgung von Hass und Hetze darf nicht allein den Betroffenen aufgebürdet werden, sondern sollte auch in den Verlagen entsprechend behandelt werden. Sie einfach zu löschen, reicht nicht aus um der zunehmenden Radikalisierung entgegen zu wirken.

Dabei ging es uns nur darum einen Denkprozess für lebenswertere Innenstädte anzustoßen. Die Abwägung und Entscheidung darüber treffen nicht wir, sondern die demokratisch legitimierten Gremien in den Gemeinden.

Daher möchten wir uns bei den Gremien, bei der Verwaltung und beim Verein Attraktives Winnenden bedanken, dass sie einen kleinen Teil dieser Utopie in diesem Jahr mit dem von unserer Grünen Landesregierung geförderten Stattstrand ausprobiert haben. Das gibt Hoffnung, dass es sich lohnt friedlich für Änderungen zu demonstrieren. Das gibt Hoffnung, dass die Mehrheit der Menschen nicht so sind wie sich viele in der vermeintlichen Anonymität des Netzes benehmen. Wir hassen nicht, wir wollen verändern. Wir sind friedlich und gewaltfrei, in Wort und Tat.

Die vielen Besucherinnen und Besucher, die kleinen wie die großen, haben in den vergangenen zwei Monaten deutlich gezeigt: Die Menschen haben mehr verdient als einen öffentlichen Raum, der in erster Linie dem Auto gehört. Wir werden uns von Hass und Hetze nicht einschüchtern lassen, sondern weiter bei den demokratischen Parteien für unsere Überzeugung werben.

Weitere Informationen:

Zeitungsartikel zum Parking Day: https://www.zvw.de/lokales/winnenden/parking-day-kleiner-gr%C3%BCner-parkplatz-protest-in-winnenden_arid-554171

Verein Attraktives Winnenden: https://www.attraktives-winnenden.de/

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2 Kommentare

    1. Guten Abend,
      leider ist uns nicht bekannt, dass in Winnenden eine Demo gegen rechts geplant ist. Wir würden dies selbstverständlich unterstützen.
      Viele Grüße